Wie jedes Jahr haben auch wir uns den Kopf darüber zerbrochen, wie man diese Rede, diese Abiturrede, die wahrscheinlich jedes Jahr mehr oder weniger das gleiche Thema behandelt, so anders wie irgend möglich gestalten könnte.

Wir haben lange überlegt und sind letztendlich zu dem Entschluß gekommen, daß wir unseren Jahrgang, die letzten 13 oder 14 Jahre Schule, unsere Entwicklung und Erfahrung am besten in einem Bild darstellen können. Deshalb haben wir solches produziert. Hierfür bitten wir nun die Pfeiler unserer letzten 9 Jahre, Herrn Sieh und Herrn Oumar, auf die Bühne, damit sie dieses Werk einmal in den Händen halten können.

Sieh und Oumar halten das Bild -

Pause, Betrachten des Bildes

Nicht wahr, das wirkt. - Der Titel ist Abi 98 mit Farbe auf Tapete. - Ursprünglich hatten wir überlegt, während unserer 5minütigen Redezeit gar nichts zu sagen und das Bild durch seine pure Ausstrahlung für sich sprechen zu lassen. Inzwischen haben wir den Gedanken wieder verworfen, da ja heute auch ältere Leute im Publikum sitzen und der Eindruck durch eventuelle Kurz- oder Weitsichtigkeit doch verfälscht werden könnte. Und wir würden wirklich nur ungern einen falschen Eindruck hinterlassen.

Wir suchten also nach einem etwas unverfänglicheren Symbol, nach einem, das jedem geläufig ist. - Und - wir haben gefunden. Während ich Euch unsere Gedankengänge präsentiere, wird Rico das ganze gleichzeitig illustrieren, damit auch ja keine Mißverständnisse auftreten:

Schule ist wie eine Hügellandschaft Rico malt Hügel auf inzwischen umgedrehtes Bild, in der wir die letzten 13 und 14 Jahre mit dem Fahrrad unterwegs waren. Die Konstellation unseres Teams hat sich immer wieder leicht verändert. Einigen ging das Fahrrad kaputt, andere wechselten es einfach, wiederum andere stießen zu uns, weil sie das Prinzip des Kreisverkehrs nicht auf Anhieb begriffen hatten.

In dieser Landschaft ging es oft bergauf. Das kostete immer viel Kraft und Anstrengung. Manchmal ging es aber auch bergab. Hier war das Tempo natürlich schnell und wenn man sich ein wenig Mühe gab, dann ging es sogar noch schneller.

Aber betrachten wir unseren fahrbaren Untersatz doch einmal genauer. Wie unsere Fahrräder konstruiert waren und welche Bedeutung den einzelnen Teilen des Rades zukommt, werden wir jetzt einmal genauer unter die Lupe nehmen:

Am wichtigsten scheinen wohl die Räder. 2 an der Zahl, sie sind rund und rollen, haben also die Funktion der stetigen Vorwärtsbewegung.

Die Pedale helfen bei der ganz individuellen Bestimmung der Geschwindigkeit, mit der man durch die Landschaft radeln oder auch rasen möchte.

Da jedoch 13 Jahre eine lange Zeit sind, kann es auf dieser langen Strecke passieren, daß einem nach Langeweile auch mal die Kette abläuft. Man soll eben nichts überstrapazieren.

Der Langeweile kann man aber vorbeugen. Der Gepäckträger, notfalls mit einem Kissen ausgestattet, bietet eine komfortable Beförderungsmöglichkeit für Freunde und Fernseher. Doch Pädagogen und Physiker warnen: Der dabei entstehende Luftwiderstand kann sich enorm auf die Fortbewegungsgeschwindigkeit der Räder auswirken. Auch ist die zusätzlich geforderte Muskelkraft der Beine auf die Pedale immens.

Ebenfalls äußerst hinderlich ist ein platter Reifen, der im Volksmund auch Platten genannt wird. Die Gefahr einen Platten zu bekommen steigt auf unebenen Fahrbelägen und bei alt eingefahrenen Reifen. Dann ist einfach die Luft raus. Ein Reifenwechsel wäre hier das optimalste.

Die Klingel wird als Warnung an die anderen vor dem eigenen rücksichtslosen Fahrstil eingesetzt, kann aber auch die Psyche bei freien Meinungsäußerungen sehr aufbauen.

Des weiteren verhindert das Schutzblech die gröbsten Flecken beim Durchfahren tiefer Fettnäpfchen.

Die Bremse ist die letzte Instanz, die einen großen Zusammenstoß mit verhindern kann. Gleichzeitig kann es aber auch passieren, daß sie bei zu fester Einstellung jeglichen Fortschritt unmöglich macht.

Licht ist wichtig: Vorne hilft es einem in der Dunkelheit zu sehen, hinten senkt es die Gefahr eines Auffahrunfalls. Auch Pädagogen raten zu diesem Licht, so lange es nicht ihr eigenes überstrahlt und sie sich geblendet und dadurch unter Druck gesetzt fühlen. Ihre Begründung: Zu viel durch den Dynamo erzeugtes Licht verschwendet Kraft, die eigentlich für das Vorankommen eingesetzt werden sollte.

Ein guter Sattel ist eine Seltenheit. Die meisten sind alt, knartschen und wackeln bei jeder Bewegung, wenn sie nicht gar auseinanderbrechen und sind schon aus Prinzip immer zu hart.

Durch die Gangschaltung bietet sich dem Radfahrer die Möglichkeit, zumindest in der Endphase seiner Tour einen Gang höher zu schalten.

Der Lenker hat eine überaus wichtige Funktion, die aber bisher nur begrenzt zur Geltung kommen konnte. Ähnlich wie in den Safaribahnen der Freizeitparks, die für Kinder ab 3 Jahren frei gegeben sind, konnten wir die Fahrradlenker bisher bis ins unendliche drehen und wenden, die vom Staat festgelegte Fahrschiene konnte das nicht beeinflussen.

Der Rahmen, ebenfalls vom Staat kreiert, hat die Funktion, alles zusammenzuhalten. Wobei in der neusten, modernsten Fassung, die wir als erste zu ertesten, das Pech hatten, dermaßen große Risse zu tage kamen, daß sie alle Beteiligten ins endlose verwirrte.

Auf dieser Fahrradtour erschien ca. alle 45 Minuten ein neuer Autofahrer am Horizont und brachte die Sportler regelmäßig auf den Boden der Tatsachen zurück.

Die Hauptfunktionen des Rades wären hiermit erklärt. Was bleibt, ist ein kurzer Blick in die Zukunft: Wir hatten so viel Spaß auf dieser Fahrradtour, wir werden uns wiedersehen. Bis dahin teilen wir uns in kleinere und kleinste Gruppen auf, um das selbständige Fahren und Lenken zu erproben und zu genießen.

Naja, nicht alles was hinkt ist ein Vergleich.

 

 

 

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(Die Inspiration überkam uns im ländlichen Dreggers nach viel Farbverschwendung, Eis mit Früchten, kreativen TiefSTpunkten und zu viel Sonne auf unseren zermarterten Schädeln in Form von Phantastereien und ausgelassenen Lachkrämpfen, aus denen ich später versuchte sinnergebende Sätze zu formen. Für ein besseres Verständnis und für gute Interpretationsansätze ist es dennoch empfehlenswert einige Jahre in unserem oder einem ähnlichen Institut verbracht zu haben.)

Frauke David, Rico Schalück, Inge Breckwoldt.



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